Das Wort zum Tag

Hoffnung pflanzen

In diesem Jahr ist es mir zu Ostern neu bewusst geworden: Hoffnung ist wie eine Pflanze, die nach kaltem Winter im Frühjahr neu ausgesät werden muss, neu einpflanzt werden muss, neu anfangen muss zu wachsen und zu blühen. 

Hoffnung ist nicht einfach da und steht mir immer zur Verfügung, wenn ich sie brauche. Hoffnung wird vielmehr immer wieder neu. Sie ist wie eine Blume, die Wurzeln schlägt, Platz braucht, um sich zu entfalten, und Licht, um sich ihm entgegen zu strecken. Nur so kann sie lebendig sein, nur so kann sie Hoffnung sein. 

Sie ist nichts, was man einmal im Leben aussät oder einpflanzt, und dann muss sie ein Leben lang da sein und zur Verfügung stehen, wenn man sie braucht, die Hoffnung. 

Vielmehr braucht die Hoffnung Erneuerung. 

Darum haben wir zu Ostern mit Blumen Hoffnung gepflanzt wie schon im vergangenen Jahr – Hoffnung, die uns blühen kann, Hoffnung, die wächst, Hoffnung, die gedeiht. Hoffentlich.

Karsamstag war das Kreuz aus Blumenkästen noch ganz leer. Am Ostermontag konnten wir nachmittags die strahlende Sonne auf den Blumen in dem Kreuz sehen. Viele haben daran mitgewirkt, dass die Blumen zu einem Zeichen für die Osterhoffnung geworden sind. Es blüht wieder etwas.

Und der Schnee, der über Nacht gefallen ist auf die Blumen, hat uns gezeigt, dass wir die Hoffnung bewahren müssen, dass wir sie schützen müssen, dass wir sie pflegen müssen.  Denn die Blumen, die wir gepflanzt haben, mögen die Kälte nicht. Also werden wir sie über Nacht hereinholen und vor dem Nachtfrost schützen. Mit den Blumen geht das einfach. 

Und wie können wir unsere Hoffnung bewahren und schützen? Jede und jeder auf eigene Weise, denke ich  – die eine summt das Lied der Hoffnung, der andere lässt sich von einer Hoffnungsgeschichte aufrichten, die nächste schaut auf die vielen positiven Erfahrungen im Leben, der übernächste setzt auf Wunder. Und alles hält den Kontakt zu dem, der unserem Leben Hoffnung geben will – der Gott des Lebens, der den Tod überwindet und neues Leben schenkt. Mitten am Tag, mitten im Jahr, mitten in der Pandemie.

Kleines Senfkorn Hoffnung, mir umsonst geschenkt, werde ich dich pflanzen, dass du weiterwächst, dass du wist zum Baume, der uns Schatten wirft,  Früchte trägt für alle, alle, die in Ängsten sind.

Kleiner Funke Hoffnung, mir umsonst geschenkt, werde ich dich nähren, dass du überspringst, dass du wirst zu Flamme, die uns leuchten kann, 
Feuer schlägt in allen, allen, die im Finstern sind.

Und die Flamme der Mutmachkerze erinnert an den Funken Hoffnung, der immer noch in mir glimmt. 

Ihre Claudia Bitter